|
Theodor Fontane, herausragender Vertreter des poetischen Realismus in Deutschland, schrieb seine bedeutendsten Romane erst nach seinem 60. Lebensjahr. In seinen Werken charakterisiert er Figuren durch eine präzise Beschreibung von Erscheinung, Umgebung und Redeweise aus einer kritisch-liebevollen Distanz. Typisch ist die Darstellung gepflegter Konversationen in abgeschlossenen Zirkeln, die gesellschaftliche Konventionen folgen und wahre Interessen oft ungewollt enthüllen. Diese Einzelkritiken entwickeln sich häufig zu einer impliziten Gesellschaftskritik.
Fontanes Romane sind aus einem auktorialen Gestus erzählt, wobei in Dialogen auch personale Momente auftreten. Sein ironischer Humor, den er als besten Weg zur Verklärung bezeichnete, zeichnet seinen Schreibstil aus. Ein charakteristisches Stilmittel ist die unverbindliche Einstreuung wichtiger Motive, die später wieder aufgegriffen und betont werden - besonders in "Effi Briest" verbreitet.
Fontane hat das Geschichtsbild der Mark Brandenburg stark geprägt. Seine Romane sind ein Spiegel der Gesellschaft und menschlicher Schwächen, meisterhaft erzählt mit feinem Humor und scharfsinniger Kritik. Ein literarisches Erbe, das bis heute fasziniert.
|