Die Theorie der Geschichte Österreichs bezieht sich auf dessen lebensweltlichen Kontext: auf Zentraleuropa mit seiner Vielfalt an Völkern, Sprachen und Kulturen. Es ist dies der Schlüssel für die Analyse und Interpretation der Geschichte der Völker dieser Region, folglich auch für die Geschichte Österreichs. Diese theorieorientierte Perspektive ist jedoch nicht nur für Österreich von Bedeutung, das von Vielfalt und Mehrdeutigkeit bestimmt wird, sie ist für jede gesellschaftliche, kulturelle oder politische Standortbestimmung von aktueller, epochenübergreifender und universaler Relevanz. Denn sie ist ein subversiver Protest gegen die geläufige Auffassung von eindeutigen sozial-politischen Zuständen und entlarvt das Postulat nach nationaler Homogenität als eine ideologische Fiktion.