Dieses Kursbuch hat einem Umfang von 143 und einer Vakatseite, um es genau zu sagen. Ist das zu viel? Hätten nicht auch weniger gereicht? Oder ist es gar zu wenig? So wichtige Themen auf nur 143 Seiten? Ist es zu sparsam? Oder zu bescheiden? Oder nur zu blöd? Schauen wir genauer hin. Es geht in den Beiträgen dieses Kursbuchs allesamt um das angemessene Maß, und es geht darum, warum es sich nicht finden lässt und wir stets darauf stoßen, etwas sei "zu viel" oder "zu wenig" - und bisweilen wird beides über dasselbe behauptet. Drei Essays seien exemplarisch genannt: Der bekannte Philosoph Wilhelm Schmid plädiert für Askese, also die praktische Einübung eines Maßes. Ob etwas zu viel oder zu wenig ist, ist davon abhängig, was praktikabel ist, was die Frage nach der Angemessenheit nicht suspendiert, sondern praktisch auf sich selbst bezieht. Sibylle Anderl widmet sich der Frage einer kosmischen Asymmetrie, die es erst ermöglicht hat, dass aus dem Urknall überhaupt Substanzen entstanden sind, die die Basis für die materielle Welt darstellen. Nur, weil es bisweilen "zu viel" hiervon und "zu wenig" davon gab, ist es zu Ungleichgewichten gekommen, die sich zu Formen stabilisieren konnten. Annekathrin Kohout beschäftigt sich mit Eruptionen ganz anderer Art, nämlich mit dem Zuviel an Erregungsdynamiken durch Soziale Medien. Olaf Unverzarts Fotokolumne führt dieses Mal nach Katar - in ein Land, in dem alles (zumindest für die Begüterten) aus europäischer Perspektive als ein unglaubliches Zuviel erscheint, ein Zuviel an Luxus, an Ästhetik, an Größe, an Maßlosigkeit. In der VIZUAL-Kolumne visualisiert Jan Schwochow schließlich die Beiträge unterschiedlicher Einkommens- und Vermögensklassen am Steueraufkommen.